Ehemalige Pfarrgemeinde St. Nikolaus Rheurdt

Die St. Nikolaus Pfarrgemeinde Rheurdt blickte auf eine lange Geschichte zurück: Bereits am 16. Dezember des Jahres 1718 - also vor etwa 300 Jahren - durfte sich die Gemeinde über die Pfarrwerdung freuen.

 

Am Fronleichnamstag (7. Juni) 2012 wurde die Pfarrgemeinde St. Nikolaus Rheurdt  gemeinsam mit St. Antonius Tönisberg und St. Hubertus Schaephuysen zur neuen Pfarrgemeinde St. Martinus zusammen gelegt.

 

Zu den Rechten und Privilegien einer Pfarrkirche gehörte auch das Begräbnisrecht. So wurde denn von der Gemeinde die um die Kirche liegende, mit starker Mauer versehene Schanze als Kirchhof und Friedhof zur Verfügung gestellt. Wo Jahrhunderte die Bewohner mit ihrem Vieh Schutz und Zuflucht vor ihren Feinden fanden, wurde nun unseren Vorfahren eine Ruhestätte eingerichtet.

 

Die heutige Kirche wurde im Jahre 1885 eingeweiht. Bis zu diesem Zeitpunkt entstanden in Rheurdt mehrere Kapellen/Pfarrkirchen in nächster Nachbarschaft zur heutigen Kirche. Um 1400 wurde in Rheurdt - das erstmals 1294 erwähnt wurde - eine erste Kapelle zum heiligen Nikolaus errichtet. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden die ersten Kapellen entweder baufällig und daher neu errichtet oder aber sie fielen kriegerischen Auseinandersetzungen zum Opfer. Die erste Pfarrkirche wurde 1694 unter Leitung des Vikars Wilhelm Simons erbaut. Es handelte sich um eine einschiffige Backsteinkirche in gotischem Stil. Die alte Pfarrkirche wurde 1898 abgebrochen. Dieses großes Steinkreuz, das an der Stelle des Hochaltars errichtet wurde, erinnert heute an die Stätte der alten Pfarrkirche.

 

 

Schutzpatron St. Nikolaus

 

Die Gestalt des Heiligen Nikolaus ist so lebendig wie kaum eine andere im Kranz der Heiligen. Segnend und gabenspendend wandert er alljährlich am 6. Dezember durch das Land. So erschien er auch in der Geschichte. Sein Name leuchtet im 4. Jahrhundert. Sankt Nikolaus war Bischof von Myra in Kleinasien und zeichnete sich durch besonderes Wohltun aus. Das Andenken an diesen gütigen Bischof lebt im Volk weiter bis auf den heutigen Tag und die Legenden blühen um ihn her auf wie Blumen dankbarer Erinnerung. Er hilft drei Mädchen zur Aussteuer, in dem er drei Goldbeutel durchs Fenster wirft. Er rettet die Schiffer aus der Seenot. Er befreit unschuldig Gefangene aus dem Kerker. In der Hungersnot führt er die rettenden Kornschiffe nach Myra. Immer und überall ist er der freundliche Helfer, der sich keinem Bedrängten versagt. So wurde er der Patron der Schifffahrt und der reisenden Kaufleute, der Schützer der Armenspitäler und Schirmherr der Ehe.

 

 

Ein großes Fenster in der St. Nikolaus-Kirche erinnert an den hl. Nikolaus. Im rechten Fensterabschnitt ist der Heilige Nikolaus als weißbärtiger Bischof dargestellt. In seiner linken Hand hält er eine Schale mit vier roten Äpfeln, die Rechte dagegen führt er segnend über die auf der linken Seite stehenden Kinder. Während das Mädchen im hellbraunen kurzärmeligen Kleid kniet, stehen die beiden anderen Mädchen, die blaue Kleider tragen. Alle drei blicken zum Heiligen auf, strecken die Hände aus, um die Gabe zu empfangen, oder legen sie ehrfürchtig anbetend gegeneinander. Hinter ihnen steht eine Frau in braunem Gewand mit über dem Kopf gelegten Tuch. Sie hat ein weiteres Kind auf dem Arm, im weißen kurzärmeligen Hemd, das sich mit ausgebreiteten Armen Nikolaus zuwendet.

Die Darstellung zeigt den hl. Nikolaus als Bischof von Myra. Seine Mildtätigkeit kommt durch die Gabe der Äpfel an die Kinder, denen er seinen Segen spendet, zum Ausdruck. Der volkstümliche Heilige ist Patron vieler Berufsstände, z. B. der Schiffer und Fischer. Des Weiteren ist er der Schutzheilige der Kinder, die er Maria empfiehlt.

 

Im ersten Entwurf wendet sich der Heilige Nikolaus nach links der Mutter mit dem Kind zu. Die Mutter blickt demütig herab, das Kind schaut den Heiligen Nikolaus an. Der Heilige Nikolaus im bischöflichen Ornat blickt auf das Kind, das sich auf dem Arm der Mutter befindet (im Fenster stärker auf die drei, die er segnet, ausgerichtet).  Im Fenster ist der Fall der Gewandfalten leicht abgewandelt. Ein Ärmel mit besonderer Borte wird sichtbar. Im Entwurf liegen drei Äpfel für die ärmlich gekleideten Mädchen (Kleidung mit sichtbaren Flicken) in der Schale, die der Heilige Bischof in seiner linken Hand hält. Aus der Überlieferung zu diesem Fenster wissen wir, dass dagegen sich die Rheurdter Bürger (oder war es der damals zuständig Pfarrer) ausgesprochen haben. Somit tragen nun die drei Mädchen bessere Kleidung und in der Schale liegen - entgegen der Legende - nun vier Äpfel. Der vierte Apfel ist für das kleine Kind auf dem Arm der Frau. Den der Heilige Nikolaus lässt keinen leer ausgehen, so die Begründung.

 

Dieses Fenster hat die Künstlerin Frau Karen Scholz aus Bad Essen für ihren Entwurf einer der beiden Wohlfahrts-Briefmarken 2011 gewählt.

 

Bildrechte: Karen Scholz