Wir hätten uns gern zusammen mit Ihnen gefreut, so war es geplant: eine schöne Feier zur Erinnerung daran, dass unsere Bücherei im Jahr 1870 gegründet wurde. Das wird nun nichts. Vielleicht können wir das Fest nachholen, hier aber schon einmal ein kleiner Rückblick.
Seit 1845 gibt es den katholischen Borromäusverein, der Büchereien gründet und unterstützt. Für das Jahr 1870 wird in den Dokumenten des Bistums Münster bei diesem Borromäusverein für eine Bücherei in Rheurdt eine erste Beitagszahlung vermerkt: „34,15 Thaler“. Es sieht so aus, als sei diese Zahlung für eine nicht-öffentliche Bücherei geleistet worden, Genaueres über diese Anfänge ist leider nicht bekannt.
Jetzt ein Zeitsprung. In einem Schreiben des damaligen Bürgermeisters an den Landrat in Moers vom 23.04.1934 wird die „Borromäus-Bibliothek Rheurdt“ dann tatsächlich als „öffentliche Volksbücherei“ erwähnt – ihr Leiter war damals Kaplan Steinrötter. Hintergrund dieses Schreibens: Nach einem Erlass des zuständigen Ministeriums von Dezember 1933 war dafür zu sorgen, dass alle Büchereien „im Geiste des nationalsozialistischen Staates“ arbeiten. Ein weiterer Erlass vom 13.03.1934 verpflichtete alle Büchereien dazu, ihre Bestandsverzeichnisse vorzulegen.
Die Bücherei war 1934 in einem Raum der Kaplanei untergebracht, später dann im alten Pfarrsaal, der allerdings im Krieg zerstört wurde. Am Ende des Zweiten Weltkrieges hatte die Bücherei ca. 1000 Bücher. Vor dem Krieg waren es noch mehr gewesen. Die Gestapo hatte 220 Bücher beschlagnahmt, angeblich für verwundete Soldaten. Nach dem Krieg wurden dann weitere 20 bis 50 Bücher zur Ausmerzung des NS-Schrifttums entfernt.
Die Bücherei wanderte nach Kriegsende weiter ins Schwesternheim (Nikolausstift). Die Wiedereröffnung musste vom Haupquartier der amerikanischen Militärregierung genehmigt werden, was dann auch im Oktober 1945 geschah, dies unter der Vorgabe, „alle Gesetze und Anordnungen der Militärregierung streng zu beachten“. Die Bücherei hatte damals 174 Leser, die sich – so eine historische Quelle – u.a. aus „Arbeitern, … und Mittelstand“ zusammensetzten. Sie zahlten als Jahresgebühr 1 Reichsmark.
Nach Fertigstellung des neuen Schulgebäudes am Schulweg wurde die Bücherei dort (1946) im Keller untergebracht. Inzwischen war aber der Buchbestand, vor allem durch den Einsatz von Kaplan Buddenkotte, so gewachsen, dass auch der Keller nicht ausreichte (der wohl außerdem auch feucht war). Im November 1967 konnte dann der Neubau in der Kirchstraße bezogen werden. Die Bücherei bekam den Namen „Volks- und Jugendbücherei Rheurdt“, Leiterin wurde „Fräulein“ (so hieß das damals noch) Johanna Evers. Der Bücherbestand war inzwischen auf mehr als 3000 Exemplare angewachsen.
Die Bücherei ist bis heute in kirchlicher Trägerschaft und erhält darüber hinaus als öffentliche Bücherei jährlich eine finanzielle Beihilfe der Gemeinde.
Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei unseren Gemeindehistorikern Theo Mäschig und Steffen Geiling bedanken. Beide haben uns freundlich und unbürokratisch ihr Wissen und Dokumente zur Verfügung gestellt, ohne die für uns vieles im Dunkeln geblieben wäre. Bleiben Sie uns als Leser treu – dann können wir die Geschichte fortschreiben.
Die Kath. Bücherei in Rheurdt öffnet immer sonntags von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr:
Aus Sicherheitsgründen gelten folgende Hygieneregeln:
An den Donnerstagen bleibt die Bücherei weiter geschlossen, das Büchereiteam bietet allerdings unverändert den Hol- und Bringservice an. Nähere Informationen zu diesem Service unter 0177 – 2378745.
Ihr Büchereiteam Rheurdt