„Da steckse nich drin!“
So sage ich schon mal, wenn ich Gefühle, Handlungen reden anderen Menschen nicht einsortieren kann und ich sie nicht verstehe. Gerade jetzt in dieser Zeit, wo die Diskussionen um´ s Impfen, Lockdown, öffentliche Gottesdienste wieder hochkochen, und ich manche Argumentationen zu diesen Dingen wirklich nicht verstehen kann, muss ich mir oft sagen: „Da steckse nich drin!“
Ein Hintergrund, dem ich nur im Ansatz folgen kann, ist ANGST: Wieviel geschieht aus Angst um Leib und Leben, um die Existenz, um die Kinder? Und wieviel Mühe machen sich Menschen mit Argumenten, Argumentationsketten, Theorien und Gedanken, um eigentlich nur zu sagen: Ich habe Angst! Mir fehlt das Vertrauen!
Und gegen Angst zu argumentieren, gar zu drohen, erzeugt immer noch mehr davon. Wo das Vertrauen in den Staat, in die Institutionen, in die Wissenschaft, in die Kirche, ja in den Menschen fehlt, kann kein Beweis die Basis schaffen zu anderem Handeln. Angst und Misstrauen machen das Leben schwer und den, der darin nicht verstanden wird, zu Außenseitern, die sich wie Opfer der Gesellschaft fühlen müssen.
Ich muss das nicht verstehen, denn ich steck da nicht drin. Ich kann das nur akzeptieren und ertragen – auch wenn´s gerade in der Pandemie schwer zu ertragen ist, denn dann entdeck ich auch bei mir Angst – noch nicht einmal um mein Leib und Leben; nein, um das Leben der Menschen, die mir aufgegeben sind, mit denen ich lebe, die ich liebe: ich habe Angst um sie!
„Fürchtet euch nicht!“ – die Engel haben gut singen, doch sie überbringen uns genau diese Botschaft von Gott: Habt keine Angst! Im kleinen Kind im stall habe ich Euer, habe ich DEIN auf mich genommen und erst recht Deine Angst, die auch ich am Kreuz ertragen habe. Auch wenn´s Dir schwerfällt: Hab Vertrauen in mich, denn ich bin in Deinem Leben nicht nur als Wanddeko in Deinem Wohnzimmer, in bin bei Dir ganz und gar und das nicht nur zur Weihnachtszeit, ich „steck drin“ in Deinem Leben, in Deiner Angst, in Dir. Vertrau mir und den Menschen, die es gut mit Dir meinen, die vielleicht genauso ängstlich sind wie Du. Geht aufeinander zu und tragt das, was das Leben euch aufgibt gemeinsam, erzählt von eurer Angst und haltet Euch darin aus.
Gott steckt da drin! In dem Menschlein in der Krippe, in dem Verzweifelten am Kreuz, in jedem Menschenleben, in unserer Angst – und trägt alles mit: Das gibt mir Mut durch diese Zeit hindurch zu kommen, und den wünsche ich uns:
Mut in dieser Zeit im Vertrauen auf Gottes Da-Sein in mir, in Dir, in jedem von uns – die wir das Gutt wollen.
Für alle Mitarbeitenden
Norbert Derrix, Pastor