Marienkapelle in Kengen

In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entschlossen sich die Mitglieder der Kengener Bruderschaft eine eigenen Kapelle in Kengen zu errichten. Sie sollte der Gottesmutter Maria gewidmet werden als Dank für die überstandenen Kriegsjahre und um der Bruderschaft wieder einen religiösen Mittelpunkt zu geben. Als Standort wählte man einen Platz direkt gegenüber dem Kuytzhof. Den Bauplatz stellte Johannes Himmes, Landwirt auf dem Kuytzhof, zur Verfügung. Um die Kapelle finanzieren zu können, war man auf die Kengener Bevölkerung angewiesen. Insbesondere die Mitglieder der St. Johannes-Bruderschaft zeigten großen Einsatz bei der Errichtung dieser schönen Kapelle, die sich in ihrer Schlichtheit wirkungsvoll in das niederrheinische Landschaftsbild einfügt.

 

Der Bauunternehmer Neuhaus aus Rheurdt bekam den Auftrag, die vom Kreisbaurat Schäfer entworfene Kapelle zu errichten. Zum Ausheben des Fundamentes, zu sämtlichen Handlangerarbeiten und zur Gestaltung auf dem Vorplatz erklärten sich die Bruderschaftsmitglieder bereit. Während der Bauarbeiten wurde jedoch festgestellt, daß die finanziellen Reserven nicht ausreichten. Brudermeister Hammans und der Vorstand baten nun die Kengener Bevölkerung erneut um eine großzügige Geldspende - und hatten damit Erfolg. Die Arbeiten konnten fortgesetzt werden.

 

Nach monatelanger Bautätigkeit wurde die Kapelle fertiggestellt, so daß der Kunstglasmaler Olie aus Nieukerk die Buntglasfenster einsetzen konnte. Das große Fenster auf der Stirnseite zeigt in der Mitte Maria mit dem Kind, rechts St. Johannes den Täufer und auf dem linken Teil den hl. Hubertus. Das Mittelbild der hl. Maria wurde von Viktor Lemken aus Alpen und das Bild des hl. Hubertus wurde von den Kengener Jägern gestiftet.

 

Für den kleinen Glockenturm musste eine Glocke gefunden werden. So entschlossen sich Heinrich Weymans, Johannes Himmes und Matthias Heynen diese Glocke im Duisburger Hafen zu kaufen. Die Glocke wurde zugleich auf dem Heimweg in jeder Gaststätte und Kneipe stolz vorgezeigt und ordentlich betrunken. Man sammelte von Gästen Spenden für die Finanzierung ein und stellte anschließend fest, dass man mehr gesammelt hatte als die Glocke tatsächliche gekostet hat.

 

Im Juli 1955 zogen die Bruderschaftsmitglieder, begleitet von der Rheurdter Bruderschaft mit ihren Fahnen zur Einweihung der neuen Marienkapelle. In einem feierlichen Gottesdienst wurde die neue Betstätte von Domkapitular Jansen und von Kaplan Strutz eingeweiht. Domkapitular Jansen sprach nach der feierlichen Einsegnung der neuen Kapelle von den drei Schlachtfeldern, die mitten im Frieden immer da sein werden. Auf ihnen habe der Mensch stets zu kämpfen. Es seien die Schlachtfelder Naturgewalten, der kalte Krieg untereinander und das menschliche Herz mit all seinen Schwächen und Fehlern. Um auf diesen Schlachtfeldern bestehen zu können, müsse man wieder Kraft holen können, um alle Gefahren zu bestehen. So solle sich diese Kapelle einreihen in die Marienverehrungsstätten des Niederrheins, an denen der Friede und die Liebe zu Hause seien.

 

Seitdem feiern wir am Dritten Weihnachtstag unser Patronatsfest mit einem festlichen Gottesdienst in der Kapelle. Gepflegt und geschmückt wird die Kapelle von den Kengener Frauen, die den Schlüssel von Haus zu Haus weiterreichen. Die Grünanlage wird, im jährlichen Wechsel, von den Nachbarschaften in Ordnung gehalten. Viele Besucher von nah und fern halten heute an der Kengener Kapelle an und entzünden vor der Hl. Maria eine Kerze.